Eine mörderische Nacht

 In Kurzgeschichten

Totenstille. Dunkle Nacht. Der Vollmond ist bedeckt mit dicken Wolken. Nur ab und zu kann man ihn sehen. Und zugleich das Grauen. Das grauenhafte Grauen.
Die Mutter schläft und die Kinder auch. Aber im Haus wohnen noch andere Gesellen und die sind wach, hellwach.
Frau Buschschwanz, Herr Rot und Herr Kralle.
Mit glühenden Augen schleicht Frau Buschschwanz im Haus herum. Sie hat keine Ruhe, denn sie kann ihn riechen, den Herrn Grauklein. Er ist auf Futtersuche für seine Frau und für seine Kinder.
Da, plötzlich ein furchterregendes Piepsen. Die Mutter erwacht und die Kinder auch. Der Vater ist auf Nacht Taxidienst. Mutter und Kinder fürchten sich zu Tode und aus dem Badezimmer ertönen schreckliche Geräusche. Zitternd klammern sich alle aneinander und müssen sich das grausige Geschehen anhören.
Totenstille.
Mutter und Kinder stehen auf und gehen zusammen auf Zehenspitzen Richtung Badezimmer. Das ist kein Badezimmer, sondern ein Ort des Grauens.
Da liegt er, der Herr Grauklein, nicht mehr wieder zu erkennen.
Schau mal Mama, sagt die Kleine, eine Fledermaus. Und ja, im wahrsten Sinne des Wortes, dem Herrn Grauklein wurden das Fell von der Mitte des Rückens her über die Seiten abwärts gezogen und er sieht nun aus wie eine mausetote Fledermaus.
Alle kehren ins Bett zurück.
Aber keine Spur von Ruhe.
Im Dachboden wohnt die Familie Leisefuss. Sie ahnt noch nichts von ihrem fürchterlichen Schicksal. Herr Rot sieht nämlich auch im Dunkeln gut und Leisefusses passen diese Nacht nicht besonders gut auf sich auf. Der Onkel hat nämlich Geburtstag. Sein letzter soll es sein, aber das weiss er noch nicht.
Die Mutter erwacht schon wieder. Herr Rot sitzt auf ihrem Kissen und kaut genüsslich am Onkel herum. Der Mutter ist es übel und die rennt ins Badezimmer. Dabei rutscht sie auf der mausetoten Fledermaus aus. Ihr Fuss ist geschwollen und tut weh.
Langsam, langsam wird es Morgen und das Morgengrauen versucht das Grauen der Nacht zu vertreiben.
Dem ist nicht so.
Frau Amsler hat gerade eben mit dem Morgengesang begonnen und schon springt Herr Kralle ihr an die Gurgel. Ein letzter Ton dringt aus ihrer Kehle und dann schweben ihre Federn durch die ersten Sonnenstrahlen.
Totenstille.
Der Vater kommt vom Dienst nach Hause und geht gleich wieder. Er frühstückt heute im Dorfcafe.

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